Chronik der Pfarrei St. Michael

Alte Michaelskirche
Selbständige Pfarrei war Poppenricht nie. Vor der Reformation gehörte Poppenricht zu Amberg (St. Georg), 1530 Wechsel zum neuen Glauben, danach wiederholter Wechsel. Unter Herzog Christian August von Sulzbach wird schließlich das Simultaneum eingeführt (in Poppenricht 1653). Dadurch erfolgt die Gleichberechtigung von Katholiken und Protestanten bzgl. der Nutzung von Kirche, Kirchenvermögen und Friedhof. Seit dieser Zeit ist Poppenricht Filiale von Sulzbach und wird – zusammen mit Rosenberg – durch den zweiten Cooperator (sog. Landcooperator) betreut. Die Gottesdienste finden abwechselnd in Poppenricht und Rosenberg statt. Die Feiertagsgottesdienste sind genau geregelt. Dennoch hat Poppenricht seit dem Mittelalter eine eigene Kirche, deren mittelalterliche Glocke im Jahr 1311 geweiht wurde. Aus dieser Zeit stammt auch das Untergeschoss des heutigen Kirchturms, hier war das Presbyterium der mittelalterlichen Kirche.
Simultaneum
1755 | Das Kirchenvermögen wird schließlich hälftig zwischen Protestanten und Katholiken geteilt – eine Aufteilung, die in späterer Zeit häufig zu Streitigkeiten zwischen den Konfessionen führt. Immer wieder fühlt sich die eine oder die andere Seite durch die gefundene Aufteilung benachteiligt. |
1861 | Die alte mittelalterliche Kirche ist für die gewachsene Seelenzahl zu klein, und wird außerdem als „finster, […] sehr klein, feucht und dämpfig und ganz einfach an der Zierde“ beschrieben. Zudem ist der Turm baufällig. Nach langwierigen Verhandlungen wird unter Einbeziehung des mittelalterlichen Turms eine neue Kirche errichtet und im Jahr 1871 fertiggestellt. Die Kosten für die Kirche tragen die Katholiken alleine, erhalten jedoch 1.000 fl. Zuschuss von der evangelischen Gemeinde. Wegen der simultanen Nutzung wird der Kirche aber die Weihe verweigert, die erst im Jahr 1938 nachgeholt wird. Die Kirche darf aber als Gotteshaus genutzt werden. |
1893 | 1893 erfolgt eine Regelung, dass künftig alle Simultankosten „nach dem Verhältnis der Steuermark“ getragen werden. Wenngleich nie amtlich bestätigt, wird der Vertrag künftig so angewendet. Vollständig beendet sind die Streitigkeiten trotzdem nicht. |
Erhebung zur Pfarrei
1894 | Erste Versuche, das Simultaneum zu lösen, scheitern. Auch ein Plan zu einem möglichen Neubau einer eigenen evangelischen Kirche wird nicht verwirklicht. |
1899 | Rosenberg wird Expositur, Poppenricht von Rosenberg aus betreut. |
1905/1911 | Kauf eines Bauplatzes und Errichtung eines Expositur-Gebäudes in Poppenricht (altes Rathaus, abgerissen 2012). |
01.01.1912 | Pfr. Josef Wenkmann wird als sog. zweiter Landcooperator Expositus von Poppenricht, das aber weiterhin Filiale von Sulzbach bleibt. |
14.07.1922 | Staatlicherseits wird die Errichtung der Kirchenstiftung genehmigt. |
17.10.1922 | Poppenricht wird mit Urkunde des Bischofs Antonius von Regensburg eigenständige Pfarrei. Der bisherige Expositus Josef Wenkmann wird 1923 erster Pfarrer von Poppenricht. |
28.09.1932 | Pfarrer Lanzinger wird neuer Pfarrer von Poppenricht. Erneute Versuche, das Simultaneum zu lösen, scheitern. In der Folgezeit steht Pfr. Josef Lanzinger den neuen politischen Verhältnissen und besonders der HJ kritisch gegenüber. Er versucht immer wieder, Vorschriften zu umgehen. Ein Strafbefehl im Jahr 1936 sowie kurzzeitige Verhaftungen sind die Folge. Die Sammlung anlässlich seiner Verabschiedung wird vom Staat beschlagnahmt. |
1935 | Die Katholiken erhalten die Mehrheit in der Simultan-Kirchenverwaltung. |
1937/1938 | Renovierung der Pfarrkirche und Ausmalung mit drei Deckengemälden. |
15.05.1938 | Die Pfarrkirche erhält die kirchliche Weihe durch Bischof Michael Buchberger. |
16.09.1940 | Pfarrer Josef Steinbauer wird Pfarrer in Poppenricht. Sein ausgleichendes Wesen schafft wieder Frieden in der Pfarrei. Er stirbt mit nur 57 Jahren am 29.10.1944 und wird am Poppenrichter Friedhof begraben. |
01.01.1945 | Pfarrer Josef Zimmerer wird Pfarrer in Poppenricht. Früh erkennt er die Zeichen der Zeit, und setzt sich wegen des massiven Zuzugs insbesondere von Flüchtlingen und Vertriebenen für den Bau der Siedlung „Neue Heimat“ ein. Die Kirche wird bereits 1950 erneut renoviert, die Deckengemälde wieder übermalt. |
Kirchenbau
01.01.1959 | Pfarrer Josef Knott wird Pfarrer in Poppenricht. Wieder einmal ist die Pfarrkirche für die Seelenzahl zu klein geworden. Pläne eines erneuten Anbaus scheitern am Widerstand des Denkmalamtes, sodass schließlich ein Neubau geplant wird. |
08.03.1961 | Notarielle Lösung des Simultaneums. Die Kirche wird Eigentum der Protestanten und bis zur Fertigstellung des Neubaus gemeinsam genutzt. |
30.07.1962 | Baubeginn der neuen Kirche nach Plänen von Prof. Dagostin. |
16.09.1962 | Grundsteinlegung für die neue Kirche mit Pfarrer Josef Knott, Dekan Josef Zimmerer und Weihbischof Josef Hiltl. |
23.06.1963 | Glockenweihe durch Dekan Josef Zimmerer. |
05.04.1964 | Die neu erbaute Kirche wird durch Weihbischof Josef Hiltl geweiht. Damit endet das letzte Simultaneum im Bistum Regensburg. Im Altar werden Reliquien des Hl. Papstes Pius X. und der heiligen Märtyrer Sebastian und Agnes eingemauert. Herausragend ist die großartige Fensterfront an der Ostseite mit über 25.000 Einzelgläsern, entworfen von Prof. Mahlke. |
05.12.1976 | Die Orgel wird durch Weihbischof Karl Flügl eingeweiht. Zuvor wurde die provisorisch übernommene alte Rosenberger Orgel genutzt. |




(1962)

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(1964)

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Neuere Entwicklungen
01.09.1979 | Pfarrer Wolfgang Traßl wird Pfarrer in Poppenricht. Unter seiner Regie werden die Jugend- und Erwachsenenverbände in ihrer heutigen Form aufgebaut. |
1980 | Isolierverglasung der Fensterfront der Kirche. |
Isolierverglasung der Fensterfront der Kirche. | |
Erste Innenrenovierung der neuen Pfarrkirche. | |
1987 | Die Gefallenen-Gedenktafeln aus dem 1984 aufgelassenen alten Friedhof werden zusammen mit dem alten Kreuzweg aus dem Jahr 1892 in der Taufkapelle angebracht. |
01.09.1989 | Pfarrer Konrad Kummer wird Pfarrer in Poppenricht. Er leitet die erste Außenrenovierung und die Neugestaltung des Kirchplatzes im Zuge der Dorferneuerung 1990/1991 ein. Das zur ersten Volksmission 1933 gestiftete Kreuz wird 1992 als Dorfkreuz am Ortseingang eingeweiht. |
1993 | Zweite Volksmission in Poppenricht. |
18.07.2004 | Nach 15-jähriger segensreicher Arbeit für die Pfarrei wird Pfarrer Kummer in einem großen Festakt in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Bereits im April wurde das 40jährige Jubiläum der Pfarrkirche gebührend gefeiert. |
01.09.2004 | Pfarrer Thomas Renner wird Pfarrer in Poppenricht. In seiner Amtszeit wird die Pfarrkirche renoviert und erhält ihre heutige Innenansicht. |
01.09.2009 | Pfarrer Johann Schneider wird Pfarrer in Poppenricht. Mit ruhiger, ausgleichender Art sorgt er für neue Motivation in der Pfarrgemeinde. Viel zu früh muss er krankheitsbedingt an Weihnachten 2012 seinen Dienst beenden. Der langjährige Pfarrer von Rosenberg, Pfr. Lorenz Hägler übernimmt in seinem Ruhestand übergangsweise die Administration der Pfarrei. |
01.09.2013 | Pfarrer Dominik Mitterer übernimmt die Pfarrei. Eine grundlegende Renovierung mit Außenisolierung des Pfarrhofs und der Neubau eines zeitgemäßen Bürotrakts prägen seine ersten Jahre in Poppenricht. Erstmals werden in unserer Pfarrei große Pilgerreisen nach Israel, Rom und Irland durchgeführt, bewährte Veranstaltungen mit neuem Schwung fortgeführt. Besonders der Kinderchor und die Ministranten erfahren durch Gemeindereferentin Regina Probst einen regen Zulauf an begeisterten Kindern. |
23.09.2017 | Um von öffentlichen Mitteln unabhängiger zu sein, wird ein Förderverein zu Gunsten des Pfarrheims gegründet. |
Herbst 2022 | Nach zweijähriger Corona-Zwangspause findet mit den Jubiläums-feierlichkeiten erstmals wieder eine größere Veranstaltung in der Pfarrgemeinde statt. |
Text: Ortsheimatpfleger Reiner Hoffmann